Freundeskreis Römerkanal e.V.
UNTERGANG UND WANDEL DES WESTRÖMISCHEN REICHES
Exkursion des Freundeskreises nach Trier am 27.10.2022
Es ist schon gute Tradition in Trier, alle 4 Jahre solch ein spannendes Thema aus der Antike der Öffentlichkeit spektakulär zu präsentieren. Der Besucher fühlt sich auch gleich an die NERO- und KONSTANTIN- Ausstellungen der vergangenen Jahre erinnert, wenn der Besucher durch die Räume mit einer unheilvoll dräuenden elektronischen Klangspur und immer dunkler werdendem Licht geleitet wird. Die Fülle der Informationen an den Wänden, kommentiert durch prachtvolle Skulpturen und Schaustücke in den Vitrinen zeigt, dass eine eindeutige Erklärung für den Verfall dieser Weltmacht nicht möglich ist.
Eindrucksvoll mit den modernen Mitteln digitaler Technik hatten die Kuratoren den schleichenden Verfall einer Weltmacht gleich in drei Museen illustriert. Von Raum zu Raum wandert der Besucher durch die Geschichte, beginnend mit Kaiser Diokletian (284 -305 n. Chr.), dessen Maßnahme, das Riesenreich gleich auf vier Mitregenten aufzuteilen, den Anfang vom Ende einer Zentralmacht darstellte und damit die konstante Linie der Kaiser vom 1.-3. Jahrhundert notgedrungen unterbrach. Eingegangen wird auf die verschiedenen Faktoren, die den Untergang des Imperiums beeinflussten: Rivalitäten mit Ostrom, Völkerwanderung, Bürgerkriege, schlechtere Lebensbedingungen und nicht zuletzt der immer mehr zunehmende Einfluss des seit Konstantin zur Staatsreligion erhobenen Christentums (325 Konzil von Nicaea). Feinfühlig wird hier die Klärung der Frage nach der letztlich wahren Ursache des Niederganges Westroms dem Urteil der Besucher überlassen.
Beeindruckend der letzte Raum: Umgeben von Flammen des Untergangs steht ein riesengroßer Thronsessel verwaist in der Mitte und weist auf den letzten römischen Kaiser mit dem Namen des Romgründers (753 v. Chr.) und dem spöttisch verkleinerten Beinamen des ersten Kaisers (27 v. -14 n. Chr.): Romulus Augustulus hin.
Welche Ironie des Schicksals!
Im zweiten Museum erleben wir, wie vielfältig sich in der Kunst- und Kulturgeschichte das Erbe Roms darstellen lässt, so dass man den Eindruck gewinnen kann, dass mit der Auflösung des alten Imperiums ein neues geschaffen werden soll unter anderen Herrschern: So wird die Romidee bei den Ostgoten, den Franken, den Habsburgern, ja bis in die Neuzeit (Napoleon, Mussolini) hinein nicht nur durch äußere Herrschaftsinsignien lebendig bleiben. Die Museumsräume zeigen in zeitgenössischen Gemälden und Portraitbüsten aufregende Beweise.
Es wurde natürlich auch auf die besondere Bedeutung Ostroms hingewiesen, das immerhin erst 1453 mit der Eroberung Konstantinopels durch die Türken ein Ende fand. So gesehen war erst jetzt eine fast 2000jährige Herrschaft gefallen.
Im dritten Museum wurde besonders der Bedeutung des immer stärker werdenden christlichen Einflusses auf die Entwicklung Roms und der Nachfolgereiche nachgegangen. Exemplarisch stand hier der Rhein- Moselraum im Mittelpunkt. Das Museum kann gerade hier auf seinen hohen Bestand an eigenen Zeugnissen und Fundstücken verweisen, die den Einfluss des Christentums bis ins 7. Jahrhundert hinein verfolgt. Hierbei spielte das Gräberfeld von St. Maximin in Trier und seine Erforschung eine nicht unwichtige Rolle. Mehr und mehr überlagerten christliche Bauten den antiken Boden der Stadt. Und es nimmt auch nicht wunder, dass der weltliche Einfluss des Klerus immer stärker die Gesellschaft veränderte, der dann leider in die unseligen Zeiten einer unverhältnismäßigen Übermacht des Papsttums in den folgenden Jahrhunderten münden sollte.
Alle Teilnehmer der Fahrt waren hinsichtlich der Präsentation der Themenkreise sehr zufrieden. Die anfangs befürchtete Überreizung, gleich drei Museen zu bewältigen, wurde aber durch die große Mittagspause kompensiert, während der man bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen Erholung auf dem Marktplatz und seiner Umgebung suchen konnte.
Rheinbach, den 30.10.22
Rolf Greiff
(2. Vorsitzender)
YouTube Video der Ausstellung